Bau der Wände
Die Dorfschule kommt uns zur Hilfe…
Ich selbst und die meisten im Dorf können es wohl auch noch nicht ganz Glauben, aber wir haben nun tatsächlich begonnen die roten Wände des zukünftigen Gemeindehauses zubauen.
Während unsere 12 Fachkräfte die etwa 40 cm und 4 m hohen Backsteinwände bauen muss die Gemeinde wieder selbst tatkräftig anpacken. Jedes Gemeindemitglied muss zu Anfang 500 Backsteine tragen.
Mit Worten ist es kaum möglich zu beschreiben was die Fischergemeinde in den letzen Monaten bisher an Arbeit, neben ihren eignen arbeiten zur Selbstversorgung, geleistet hat.
Zum Beispiel brauchen sie täglich Brennholz zum Kochen.
Nach der Gemeindearbeit fahren die Männer mit ihren Einboot auf offene See um zu fischen und kehren meist erst in den frühen Morgenstunden wieder zurück.
Auch die Kinder der Fischer tragen zum Wohl der Familie bei und sind ebenso geübte Fischer.
Trotz der körperlichen Arbeit strahlen die Menschen am Njassasee eine große Lebensfreude auf mich aus.
Spielplätze braucht es in dieser Region nicht, da die Kinder sich eh am liebsten am Strand oder auf unserer Baustelle aufhalten.
Und eines Tages beginnt die sogenannte „kleine Regenzeit“ und so schwärmt das ganze Dorf auf die Felder, um die Äcker zu behacken und Mais sowie Bohnen anzupflanzen.
Vor Sonnenaufgang verlassen sie ihre Häuser und kommen erst wieder spät am Abend von ihren Feldern zurück.
Auch ich übe mich in der Selbstversorgung und Pflanze Mais, Bohnen, Ananas, Bananenstauden, Mangobäume und Papayabäume an.
Damit unsere Fachkräfte dennoch ihre Arbeiten fortführen können muss nun täglich eine andere Familie auf der Baustelle helfen.
Und auf einer Großbaustelle wie dieser ist die ein oder andere Verletzung nicht vermeidbar, so werde ich mit meinen begehrten Arzneimitteln kurzer Hand erst zum Arzt und später zum Masseur des Dorfes erkoren.
Das absolute Highlight ist als wir die erste Schalung für eines der 6 Rundbogenfenster bauen
und es letztlich dann auch an Ort und Stelle aufstellen.
Noch nie zuvor haben die Männer solch ein Rundbogenfenster gemauert,
so bedarf es einige Anläufe und Anweisungen meinerseits
bis es dann endlich doch noch klappt.
Als ich feststelle, dass wir zusätzliche Unterstützung beim tragen der Backsteine benötigen, bitte ich die im Dorf ansässige weiterführende Schule um ihre Hilfe. Sofort sagt mir der Schulleiter seine Hilfe zu und nur einen Tag später packen über 200 Schüler an der Baustelle mit an. So wachsen die Wände binnen kurzer Zeit rasant in die Höhe.
Nachdem einige Bauarbeiter Migräne durch die große Mittagshitze bekommen haben und mir unteranderem langsam auch die Tabletten ausgehen, spanne ich schonmal provisorische ein schattenspendendes Segeltuch, so in etwa soll es später auch aussen.
Dann gehen uns die selbstgebrannten Backsteine der Gemeinde aus und wir müssen damit beginnen die alte Kirche zurückzubauen. So können wir ganz kostengünstig viele weitere Backsteine gewinnen und der „Spirit“ der alten Kirche kann so zukünftig in der Begegnungsstätte auch weiterleben.
Am Ende können wir nur noch den Eingang erhalten. Im inneren der alten Kirche soll später der Gemeindegarten entstehen.
Und so muss die Gemeinde vorläufig, bis das Bauvorhaben abgeschlossen ist, ihre Gottesdienste wohl oder übel unter einem heiligen Mangobaum halten.
Und auch die Frauen des Dorfes kochen tagtäglichen unter einem schattigen Mangobaum für die fleißigen Arbeiter.
Dank dem guten Essen, aus Maisbrei und Bohnen, können die Männer nach weiteren vier Wochen die letzen Backsteine über dem Portal des Haupteinganges setzen.
Zu guter letzt pflanzen wir mit den Schülern zusammen mehrere hundert Bäume. Jeder Schüler und jedes Gemeindemitglied pflanzt mindestens einen Baum. Unteranderem verschiedene Obstbäume und Nutzbäume
und zu guter letzt auch 4 Papayabäume um das neue Gemeindehaus.
Für die große Unterstützung der Schule bedanke ich mich mit sehr begehrten Fußballtrikos.
Nach 4 wundervollen Monaten in Ndingine verabschiede ich mich und meine 2 Gäste von dem Lehrerstab und meiner geliebten alten Heimat Tansania.