Repräsentant

Bei Familie Mkilima unseren ehemaligen Koch… 

Seit meiner Ankunft in der Region Njassaland bin ich ein sehr gefragter Gast.
Viele alte Bekannte laden mich fast täglich zu diversen Anlässen wie zum Beispiel zum Essen, zu Fußballspielen und auch Beerdigungen ein. Ich fühl mich wie ein Repräsentant und muss ehrlich zugeben, dass ich die seltenen Tage die ich mal nur für mich habe sehr genieße. Mein Alltag wird zu einem 24 Stunden Job, den man wirklich nur nachvollziehen kann, wenn man selbst vor Ort war.

Die besondere Aufmerksamkeit die uns zu Teil wird ist Vinzenz nun zu viel. Er zieht sich immer mehr an seinem Lieblingsort, Joseph´s Biocamp zurück und nabelt sich von mir ab, bis er sogar letzten Endes beschließt auch dort zu wohnen. Das Camp liegt idyllisch am Njassasee. Hier findet er die nötige Ruhe, findet zu sich selbst und schmiedet neue Pläne für sich und die Heimat. Ich bin beruhigt darüber dass er so zufrieden ist und freue mich mit ihm.

Dr. Daniel Ndimbo lässt sich von mir auch gerne bei diversen Fragen bezüglich der Entwicklung und Finazierung des Krankenhauses beraten. Für mich ist von Anfang an klar, dass das St. Anne´s Krankenhaus kann zukünftig nur überleben, wenn es wieder unabhängig von Spenden aus dem Ausland wird. Hierzu gebe ich ihm viele Anregungen wie dies praktisch umzusetzen wäre. Das Krankenhaus müsste wieder auf eigenen Füßen stehen. Aber bevor das passiert machen sie es weiter wie gehabt.

Des Weiteren werde ich von mehren anglikanischen Nachbargemeinden eingeladen um meine Vision für Ndingine vorzustellen. Dr. Daniel begleitet mich dabei und wir erhalten sehr viel Zuspruch. Alle können sie es kaum abwarten, dass umgesetzte Projekt in Ndingine zu sehen. Dabei muss ich zu meiner großen Verwunderung feststellen, dass momentan ein regelrechten Kirchenbauboom in der Region und im Land herrscht. Viele christliche wie muslimische Gemeinden haben das Bedürfnis nach neuen überdimensionierten Kirchen oder Moscheen. Wie sie das finanzieren bleibt mir ein Rätsel, da sie meist sehr kostspielig mit Beton und Stahl um sich wüten, ähnlich der westlichen Welt.

Regelmäßig besuche ich den Sonntagsgottesdienst in der Kirche in Liuli. Diese ist die älteste anglikanische Kirche des Njassalandes. Sie wurde Anfang des 20. Jh. unter Leitung des Missionars William Percival Johnson, der in der Kirche auch beigesetzt ist, von den Einheimischen gebaut. Ob dies damals freiwillig geschah, dazu habe ich keine Angaben bekommen. Jedoch hat die Gemeinde beschlossen, dass ihre historische Kirche verschönert werden soll. Anlass hierzu sind die aktuell laufenden Bischofswahlen. Der geschichtliche steinerne Fußboden soll mit Fließen, welche in China produziert wurden, zugepflastert werden. Die Kollekten und Gelder der Diözese von Ruvuma werden für den Traum einer modernen Kirche „sinnvoll“ verprasst. Innerlich kopfschüttelnd schaue ich mir über Wochen die jungen fleißigen Handwerker an, wie sie ihre Kirche stolz verunstalten. Am Ende der Renovierungsmaßnahmen stellt die Diözese fest, dass sie kein Geld mehr für die Umbaumaßnahmen für das vorgesehene Bischofshaus – mein altes Elternhaus – hat.