Für einen größeren LKW reicht das Geld derzeit nicht…
Durch zu viel Staub, Reisestrapazen und Stress ist mein Körper wohl so geschwächt, dass mich zur Abwechslung mal Typhoid fever – Typhus erwischt hat. Kaum davon genesen liege ich schon wenige Wochen später zum x-ten Mal mit Malaria danieder. Unter normalen Umständen wäre ich höchstwahrscheinlich nicht krank geworden, aber irgendwie ist wohl alles derzeit zu viel für mich. Das heiße trockene Klima in Liuli in Kombination mit der „modernen“ Bauweise des Gästehauses – Wellblechdach und Zementwände – führen zu einer unerträglichen Hitze, sodass an erholsamen Schlaf nicht zu denken ist und mich so zusätzlich schwächen. Zur besseren Genesung ziehe ich deshalb vom „Doctor‘s House“ in Daniels Privathaus. Dort im Oberdorf ist es etwas kühler. Ich sehne mich nach der bevorstehenden Regenzeit, welches Land und Leute aus der Lethargie befreit und mit neuem Lebenselixier erstrahlen lässt. Bis dahin esse ich mich mit Mangos und guten leckeren Mahlzeiten bei Daniel´s Frau Sofia wieder zu Kräften.
Kurz nachdem es mir wieder besser geht, kommt Gerd – der pensionierte Lehrer – wie angekündigt zu Besuch. Er bleibt für ganze zwei Wochen in Liuli. Ich habe eine wunderbare Zeit mit ihm und er gibt mir viel von meiner verlorengegangenen Energie zurück. Wie alle Gäste lernt er Liuli und seine Leute schnell zu schätzen und zu lieben. Da ich immer noch keine genaue Auskunft von Daniel erhalten habe, wann und wie es mit unserem Projekt in Ndingine weitergehen soll, nutze ich die Zeit um an meinem Buch weiterzuschreiben.
Zwischenzeitlich erfahre ich, dass die Gemeinde schon fleißig am Steine sammeln ist und nun darauf wartet, dass wir mit dem Lastkraftwagen des St. Anne‘s Krankenhaus kommen um die Steine zu ihrem Bestimmungsort zu transportieren. Den Lastwagen kann man seit dem Amtsantritt von Bischof Hauli, wie zu früheren Zeiten gegen Geld – welches wir nicht haben – mieten. Da der LKW zum neuen Zugpferd der Diözese geworden ist, ist er im ständigen Einsatz und hat schon einiges an Geld in die Kassen der Diözese gespült. Dies ist einer meiner vielen Ratschläge an den Bischof und den Doktor. Ich äußere gegenüber dem Daniel die Frage, wie sich seine Gemeinde die Finanzierung dieses Gefährtes vorstellt. Schnell wird klar, dass die Gemeinde mit meiner finanziellen Unterstützung gerecht hat. Ich muss Daniel leider mitteilen, dass die Spenden so gut wie aufgebracht sind und das noch verbliebene Geld für andere Dinge dringender benötigt wird. Die Gemeindemitglieder haben mein vollstes Verständnis für ihr Anliegen. Sie sind nach den ganzen körperlichen Anstrengungen der letzten Wochen und Monate völlig erschöpft und müssen mit Beginn der nahenden Regenzeit ihre Felder mühsam bestellen. Da zudem der LKW in Reparatur muss, wird ihr Vorhaben erst mal ad acta gelegt. Frei nach dem Motto: „Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben“. Bleibt nur noch die Frage, wie finanzieren…..
Am Tag meines Geburtstages ist es dann endlich soweit. Wir brechen mit dem LKW in anderer Mission in Richtung Ndingine auf. Sam hat in seiner Basisgesundheitsstation noch diverse Sachspenden aus England. Diese hat er über die Jahre gut gesichert in zwei großen Containern gelagert. Die Spenden sind für alle umliegenden Schulen, Basisgesundheitsstation und das St. Anne’s Krankenhaus bestimmt. Daniel ist schon seit Tagen, im Auftrag seines großen Bruders, mit der Verteilung der Spenden beschäftigt. Nun muss er bis in das 100 km nordwestlich gelegene Manda fahren. Ich selbst kenne Manda aus vorangegangenen Reisen sehr gut und weiß um die Beschwerlichkeit der Reise. Gerd und ich begleiten Daniel bis nach Ndingine und werden dort für eine Nacht bleiben bis die Truppe auf ihrem Rückweg nach Liuli im Schneckentempo wieder angerollt kommt.
Nachmittags kommen wir völlig erschöpft und durchgeschüttelt in Ndingine an. Die Freude über das Wiedersehen mit liebgewonnen Menschen, sowie ein Spaziergang mit Gerd, inklusive Besichtigung der Baustelle, macht die Strapazen der Fahrt schnell vergessen. Der „Pensionär“ gibt mir viel Lob für das bereits umgesetzte und mir wird wieder bewusst das wir auf einem guten Weg sind. Nachdem wir im See baden waren, gibt es ein leckeres Geburtstagsessen mit Bier, welches Daniel kurzerhand besorgen lässt. Hier in Ndingine zu sein, ist das größte Geburtstagsgeschenk was man mir an diesem Tag machen kann. Ich bin erfüllt von Dankbarkeit!
Am späten Nachmittag des nächsten Tages kommen die Männer erschöpft von ihrer Tour nach Manda zurück und Daniel erwähnt ganz beiläufig, dass der Bischof uns den LKW zur Verfügung stellt um die bereist gesammelten Steine zu transportieren. Es hat sich wieder einmal bewahrheitet. Die Zeit spielt in Tansania meist für einen, man muss nur Geduld haben. Glücklich und zufrieden über eine erfolgreiche Mission erreichen wir spät abends Liuli und ich falle todmüde ins Bett.